Am 7. Juni fand in Taunusstein der erste Präsenzgottesdienst seit Ausbruch der Corona-Pandemie statt. Apostel Gert Opdenplatz spendete dem Vorsteher der Gemeinde und seiner Frau den Segen zur Rubinhochzeit.
Es war der erste Gottesdienst in der Gemeinde Taunusstein seit über 12 Wochen. Und doch war vieles anders als gewohnt: Wer an einem Gottesdienst teilnehmen möchte, muss sich derzeit zuvor angemeldet haben. Das Kirchenschiff darf nur mit Mundschutz betreten werden und es war deutlich leerer als sonst, da nur ein geringer Teil der Sitzplätze im Kirchenschiff belegt werden konnte. Ein Gottesdienst mit Abstand – äußerlich zumindest.
Apostel Opdenplatz ließ in seiner Predigt alle Teilnehmer eng zusammenrücken – auch wenn sich an den physischen Abständen nichts änderte. Er wandte sich besonders an alle, die beispielsweise per Telefon angeschlossen waren, weil sie einen Gottesdienst derzeit noch nicht besuchen dürfen oder wollen. Es sei ihm wichtig, dass die Bewertung des Risikos einer Teilnahme individuell und nie verkehrt sei, auch wenn jemand zu einem anderen Schluss komme als man selbst. Der Apostel warb für Toleranz und Respekt gegenüber anderen Perspektiven.
Am Beispiel eines Gedichts von Erich Kästner – Mitleid und Perspektive oder: Die Ansichten eines Baumes – verdeutlichte er, dass Dinge in der Ferne manchmal klein erscheinen, obwohl sie nur aus der eigenen Perspektive so wirken.
Etwas hat gefehlt
Gott im Eingangslied gemeinsam zu loben, habe ihm gefehlt, spiegelte der Apostel sein eigenes Empfinden bei diesem ersten Präsenzgottesdienst wider. Das Singen im Gottesdienst ist noch nicht wieder möglich. Der Gottesdienst wurde dennoch musikalisch schön eingerahmt: von Lina Guttzeit am Cello und Jasmin Hiller an Orgel und Klavier.
Auch die Gemeinschaft habe ihm gefehlt, so der Apostel weiter. Jeder habe die Videogottesdienste der letzten Wochen unterschiedlich erlebt. Manch einer habe es vielleicht genossen, länger schlafen zu können und den Gottesdienst mit einem Kaffee auf der Couch erleben zu können. Es sei richtig, dass jeder dies so handhabe, wie es der eigenen Art entspricht, so der Apostel.
Für die Zukunft sei es aber sehr schade, wenn die Gemeinschaft in den Gottesdiensten der Bequemlichkeit geopfert würde. Gottesdienst ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist Gottes Gnade und ein Geschenk.
Trinitatis – Fest der Dreieinigkeit
Das dem Gottesdienst zugrunde liegende Bibelwort ist in Korinther 13,13 zu finden: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Dieses als Schluss-Segen bekannte Wort mache deutlich, dass die Liebe Gottes allen gelte, so der Apostel. Er erinnerte an die Aussage von Stammapostel Schneider vom Pfingstsonntag, die Liebe Gottes gelte für alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
Der heutige Sonntag werde im Kirchenjahr als „Trinitatis“ bezeichnet, also als das Fest der Dreieinigkeit. Die Trinität Gottes zu erklären, sei nicht möglich, weil Gott nicht erklärbar ist. Den Kindern versuchte der Apostel, dieses „Paradoxon“ – ein Gott, drei Personen – dennoch zu erklären. Man könne am Beispiel des Wassers bereits erkennen, wie sich die unterschiedlichen Formen derselben Materie darstellen: Wasser gibt es in flüssiger Form, als festes Eis und als Wasserdampf.
Aber auch ein Beispiel könne die Dreieinigkeit nicht erschöpfend erklären. Die Bibel versuche das auch darum erst gar nicht, sondern ermutige vor allem, daran zu glauben.
„Hibbelig“ vor dem Gottesdienst
Priester Alexander Laux gestand in seinem sich anschließenden Predigtbeitrag, dass er richtig „hibbelig“ an diesem Morgen gewesen sei und diesem ersten Gottesdienst in der eigenen Gemeinde aufgeregt entgegengefiebert habe. Diese Freude auf einen Gottesdienst wünsche er allen auch für die Zukunft.
Segen zur Rubinhochzeit
In seiner Ansprache an Gudrun und Hans-Dietrich Gerges widmete Apostel Opdenplatz den Jubilaren ein Bibelwort aus dem 92. Psalm (Verse 2 und 3): „Das ist ein köstlich‘ Ding, dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster, des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündigen.“
Er würdigte die Eheleute als authentische Christen, die auch in schwierigen Zeiten für andere da waren. Und die von der Gemeinde und dem Kreis der Amtsträger auch etwas zurückbekommen. Das sei ein großer Reichtum. Des Morgens Gnade und des Nachts Wahrheit zu verkündigen, beschreibe die Konzentration auf Jesus Christus: „Christus in der Mitte.“
Nach seiner Ansprache spendete der Apostel den Eheleuten Gerges den Segen zu ihrer Rubinhochzeit. Zur Einstimmung auf Ansprache und Segen hatte zuvor ein virtueller Chor den Jubilaren das Lied „Herr, Herr, wir danken dir“ gesungen. Dazu hatten Chormitglieder zu Hause ihre jeweilige Stimme eingesungen und dabei auf ihrem Handy aufgenommen. Das zusammengeschnittene Ergebnis wurde nun im Gottesdienst eingespielt. So erklang auch in Zeiten von Corona Chormusik an diesem ersten Präsenzgottesdienst in Taunusstein.
12. Juni 2020
Text:
Thomas Brunschede
Fotos:
PL
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