Am 6. November fand in der Gemeinde Hof/Westerwald eine Andacht zur Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene statt.
Nach einigen einleitenden Worten durch den Gemeindevorsteher, Priester Peter Streicher, begann die Andacht mit einem Gebet und einem Musikstück mit Lesung des Textes: „Wie du liebst, das ist Gnade wo ich auch geh und steh.“
Zum Charakter des Entschlafenen-Gottesdienstes referierte Priester i.R. Klaus-Jürgen Mende: Der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod gehört zu den Grundlagen christlichen Glaubens. Ein Leben nach dem Tod ist an mehreren Stellen in der Bibel bezeugt (u.a. 1. Samuel 28,7-19, Daniel 12,2). Grundvoraussetzung ist der Glaube an ein Leben nach dem Tod, also die Unsterblichkeit der Seele. Weiter gehört dazu die Vorstellung, dass der Zustand der Seelen im Jenseits grundsätzlich veränderbar ist, dass also Heil auch nach dem natürlichen Tod noch erlangt werden kann.
Der Katechismus der Neuapostolischen Kirche sagt dazu aus: “Neuapostolische Christen treten in Fürbitte für Entschlafene ein: Sie bitten den Herrn, er möge den Seelen helfen, die unerlöst in die jenseitige Welt gegangen sind.“ (KNK, aus Abschnitt 9.6.1)
Im neuen Testament sprach Jesus: „Wer an mich glaubt, der wird leben, ob gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ (Johannes 11, aus 25.26)
Gebräuchliche Praxis zur Zeit der ersten Christen
Durch den Glauben an Jesus Christus haben wir die lebendige Hoffnung, so schrieb es Apostel Paulus an die Römer: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“ (Römer 14,8).
Zur Zeit des alten Bundes wurde ebenfalls der Entschlafenen gedacht (2. Makkabäer 12,39-46). Dies tat man aus Überzeugung, dass Tote dereinst wieder auferstehen würden. Von Apostel Paulus wird die in Korinth bestehende Sitte mitgeteilt, sich für Tote taufen zu lassen. Es schien sich hierbei um eine völlig gebräuchliche Praxis gehandelt zu haben. Apostel Paulus schreibt: „Was machen denn die, die sich für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen?“ (1Kor 15,29)
Der 1. Korintherbrief, der 54 n. Chr. entstanden sein dürfte, ist das früheste Zeugnis für die Entschlafenentaufe. Die angeführte Bibelstelle aus 1. Kor. 15,29 wird seit 1872 in der Neuapostolischen Kirche als eine der biblischen Begründungen für die Spendung von Taufe und Versiegelung an Verstorbene herangezogen. Diese Glaubenspraxis beruht jedoch auch noch auf weiteren Hinweisen aus der Heiligen Schrift (z.B. 1 Thess 4,16, 1. Petrus 3,18-20, Lukas 9,30.31).
Der Zustand der Seelen in der jenseitigen Welt als Ausdruck der Gottnähe oder Gottferne ist vielfältig. Jene Entschlafenen, die sich in der Gottferne befinden, bedürfen besonderer Zuwendung und Fürbitte. Die Spendung der Sakramente führt nach neuapostolischer Überzeugung zu einer Änderung des Zustandes der Entschlafenen. Angesichts dieser Position ist auch die Vorstellung ewiger Höllenstrafen oder ewiger Verdammnis gegenstandslos. Der neuapostolische Katechismus bemerkt dazu: „Den Auftrag Jesu, das Evangelium zu verkündigen, die Sünden zu vergeben und die Sakramente zu spenden, erfüllen die Apostel an Lebenden wie an Toten. Sie handeln an Christi statt und in seinem Namen. Wie Jesu sein Opfer auf Erden brachte, so geschieht auch Heilsvermittlung durch die Apostel auf Erden. Da Sakramente stets eine sichtbare Seite haben, können sie nur im Bereich des Sichtbaren vollzogen werden. Die Wirkung der Sakramente als wesentliche Elemente der Heilsvermittlung ist für Lebende und Tote gleich.“ (KNK, aus Abschnitt 9.6.3)
Im Anschluss an diese Ausführungen sang die Gemeinde das Lied „Herrlich strahlt des Meisters Gnade“ (GB-Nr. 374).
Der Vorsteher Peter Streicher sprach danach davon, dass den Seelen in der jenseitigen Welt, wie in dem gesungenen Lied, ein Licht der Gnade leuchten möge. Er erwähnte ein Bild, was ihn dieser Tage sehr bewegt habe: Eine ältere Frau zeigte einem jungen Mädchen ein Bild von Corona-Verstorbenen und anschließend ein anderes Bild, in dem viele Tote durch Hunger und andere Unglücke ums Leben kamen. Sie erklärte dem Kind, durch die Corona-Toten werden die anderen Toten schnell vergessen. Priester Streicher wies auf die Bereiche der Gottferne und Gottnähe hin. Es sei unsere Aufgabe, für den Entschlafenen-Gottesdienst den Seelen aus der Gottferne durch unser Gebet eine Hilfe zu Heil und Segen zu sein.
Es folgte eine Bibellesung aus 1. Thessalonicher 4,13: „Wir wollen euch aber, Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.“
Danach wurde ein Musikstück mit Lesung des Textes: „O Ewigkeit, du Donnerwort“ vorgetragen und Priester Streicher lud die Gemeinde zu einem Augenblick der Stille ein. Mit einem Schlussgebet beendete er die Andacht.