120 Musikerinnen und Musiker führten am 8. Oktober 2023 in der neuapostolischen Kirche in Wiesbaden Felix Mendelssohns Oratorium „Elias“ auf.
Das Oratorium „Elias“ wurde am 26. August 1846 beim „Birmingham Triennial Music Festival“ in Birmingham uraufgeführt. Der biblische Stoff über den Propheten Elias faszinierte Felix Mendelssohn schon lange. Bereits Mitte der 1830er hatte er sich intensiv damit auseinandergesetzt. Als er fast zehn Jahr später im Juni 1845 den Auftrag bekam, für Birmingham ein Oratorium zu schreiben, sah er seine Chance gekommen, die Lebensgeschichte des Elias endlich in Musik zu fassen.
Vom Rächer zum Verkündiger des Friedens
Das Werk nimmt die Zuhörer mit auf eine Zeitreise etwa 2800 Jahre zurück: Ahab ist König des Nordreichs Israel; er und sein Gefolge leben in Luxus, genießen Macht und schwelgen in Selbstherrlichkeit. Sie verehren den Wetter- und Fruchtbarkeitsgott Baal, bauen ihm Tempel und Altäre. Hier setzt der „Elias“ ein: Nach vier wiederholten Tönen der Posaunen springt das Werk unmittelbar in den Anfangskonflikt. Elias verkündet dem Volk Israel Gottes Zorn: „Weder Tau noch Regen“ werde es geben, sondern jahrelange Dürre, wenn die Israeliten nicht von Baal und den Götzen ablassen würden. Von den falschen Propheten erfährt das Volk trotz seines Flehens keine Hilfe. Nur der eine, allmächtige Gott lässt es am Ende des ersten Teils wieder regnen. „Dank sei dir, Gott, du tränkest das durst’ge Land“, singt der Chor.
Im zweiten Teil des Oratoriums stellt sich Elias gegen Ahab und bringt das Volk erneut gegen sich auf. Elias flieht in die Berge. Er ist verzweifelt darüber, dass es ihm nicht gelungen ist, das Volk zu bekehren. Engel erscheinen ihm und mahnen ihn, nicht aufzugeben.
Nicht zuletzt aus einer Begegnung mit Gott schöpft Elias wieder Kraft, nach Israel zurückzukehren und die Anhänger Baals zum Glauben an den wahren Gott zu bekehren. Am Ende fährt er in einem Feuerwagen gen Himmel. Elias durchläuft eine Wandlung vom eifernden, rachsüchtigen Kämpfer, der nicht davor zurückschreckt, 400 Baalspriester ermorden zu lassen, zum demütigen Friedensverkündiger.
Von Birmingham nach Wiesbaden
Nach den Erfolgen in Birmingham und London - wo sogar Queen Victoria im Publikum saß - wurde Mendelssohns „Elias“ zum meistgespielten Oratorium des 19. Jahrhunderts. Ein Werk, das von Glauben und Überzeugung, aber auch von Selbstzweifeln und großer Einsamkeit handelt und vielleicht deshalb im 21. Jahrhundert vermehrt wieder aufgeführt wird. So auch am 8. Oktober 2023 in der Neuapostolischen Kirche in Wiesbaden. Zum Jubiläumskonzert anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Gemeinde kamen etwa 120 Sängerinnen und Sänger sowie Orchestermitglieder in die markante Rundkirche. Geleitet wurde das Ensemble von Burkhard A. Schmitt.
Der KonzertChor SüdHessen und der Kammerchor Nordhessen hatten sich für diese Projekt zusammengetan. Beide Chöre wurden im Jahr 1997 gegründet, um ambitionierten neuapostolischen Sängerinnen und Sängern die Möglichkeit zu geben, anspruchsvolle Chorliteratur darzubieten. Die Chöre geben seitdem regelmäßig öffentliche Konzerte. Das Philharmonische Kammerorchester Südhessen leitet Burkhard A. Schmitt seit 2009. Dieser Klangkörper dient projektbezogen als Begleitorchester für den KonzertChor SüdHessen und konzertiert mit eigenen sinfonischen Programmen.
Die solistischen Partien im Oratorium übernahmen Hanna Ramminger (Sopran), Manuela Bischoff (Alt), Gabriel Großmann (Tenor) und Christopher Jähnig (Bass).
Von wuchtiger Anrufung und leisen Tönen
Bei aller Wucht der Chöre - die beeindruckendsten Momente des Abends waren die leisen. Das Schweigen nach den Anrufungen des Volkes an ihren Gott Baal, der nicht antwortet. Der absolute Tiefpunkt im Leben des Propheten, als er sich, vom Volk alleingelassen und von der Morddrohung des Königs Ahab zermürbt, niederlegt, um zu sterben: „Es ist genug! So nimm nun, Herr, meine Seele“. Als Antwort Gottes darauf das zarte Engelsterzett „Hebe deine Augen auf“. Und, fast am Ende des Oratoriums, die Begegnung Elias‘ mit Gott im „stillen, sanften Sausen“.
Nach dem ins Neue Testament weisenden mächtigen Schlusschor „Alsdann wird euer Licht hervorbrechen“ dankte das Publikum Solisten, Chor und Orchester mit begeistertem Applaus.
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