Die vielfältigen Aktivitäten zum 125-jährigen Gemeindejubiläum verteilen sich über das ganze Jahr. Als erster Höhepunkt fand nun in der Kirche am Samstag, dem 8. Juli, bei strahlendem Sonnenschein ein Festakt mit anschließendem Empfang statt.
Der Gemeindevorsteher, Bezirksevangelist Hans-Dieter Laux, begrüßte alle, die trotz der hochsommerlichen Temperaturen gekommen waren, um mit der Gemeinde dieses besondere Jubiläum[1] zu feiern. Anschließend führte er mit einführenden und verbindenden Worten durch das Programm. Unter den Ehrengästen befand sich der für die Kirchen in Hessen zuständige Staatsminister, Kultusminister Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz. Die städtischen Körperschaften waren durch den Ortsvorsteher des Stadtbezirks Nordost vertreten, Herrn Theo Baumstark.
Dr. Jessica Kriewald aus dem Organisationsteam des Gemeindejubiläums betrachtete in ihrem Festvortrag unter dem Titel „… ohne Frauen baut man keine Gemeinde“ die Rolle von Frauen für Aufbau und Pflege der Gemeinde. Zu allen Zeiten der Gemeindegeschichte habe es aktive Frauen in der Gemeinde („Schafferinnen“) gegeben. Diese seien in der kollektiven Erinnerung jedoch unterrepräsentiert. Exemplarisch beleuchtete sie die Biografien von fünf Frauen, die für die Gemeindehistorie besonders prägend waren. Der zeitliche Bogen reichte von einem 1883 geborenen Gründungsmitglied der Gemeinde bis in die Gegenwart. Ausgehend von den Lebensgeschichten dieser Frauen wurde deutlich, dass für die Entwicklung von Kirche und Gemeinde nicht nur Gottesdienst und Wortverkündigung, sondern auch die Diakonie als Dienst am Nächsten und die authentische Verkündigung im persönlichen Umfeld eines jeden Gläubigen essentiell war und heute noch ist.[2]
Matthias Hagemann, Priester in der neuapostolischen Kirchengemeinde und ebenfalls leitend im Organisationsteam, war zuvor in seinem geschichtlichen Exkurs vor allem zwei Fragen nachgegangen: Wer sind wir? Und wo kommen wir her? Er skizzierte zunächst die bescheidenen Anfänge, welche die Entwicklung der Gemeinde lange Zeit prägten, und beleuchtete die Veränderungen bis in die Gegenwart. Insbesondere die zentralen neuapostolischen Lehren von der nahe zu erwartenden Wiederkunft Christi und vom Apostelamt in der Gegenwart hätten im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert eine starke Anziehungskraft auf Menschen entfaltet, die den etablierten Kirchen entfremdet gewesen seien.
Zeiten eines starken Wachstums hätten zu Gründungen weiterer neuapostolischer Gemeinden in Innenstadt und Vororten geführt und den Bau einer großen Kirche erforderlich gemacht, die seit ihrer Weihe am 29. März 1959 besondere Bedeutung als Gemeindekirche und als Zentralkirche erlangt habe.
Aufgrund des demographischen Wandels und einer die christlichen Kirchen in Mitteleuropa insgesamt betreffenden nachlassenden Kirchenbindung seien schließlich „Tochtergemeinden“ wieder mit der „Muttergemeinde“ zusammengeführt worden. Zu ihr gehörten gegenwärtig 615 Mitglieder. Es seien Menschen aus allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen. Gottesdienste würden regelmäßig in andere Sprachen übersetzt. Für alle Menschen offen, wolle die Gemeinde ein Ort sein, wo das Evangelium verkündigt und im Miteinander gelebt werde. Die ökumenische Zusammenarbeit sei im Gemeindebewusstsein fest etabliert.[3]
Kultusminister Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz überbrachte Grüße und Glückwünsche des Hessischen Ministerpräsidenten. In seinem Grußwort ging er u.a. auf das im Grundgesetz definierte Verhältnis von Kirche und Staat ein. Es ermögliche dem Staat, trotz weltanschaulicher Neutralität, die Kooperation mit den Kirchen als Institutionen, die Sinnsuche und Sinnstiftung zusammenführten. Davon profitierten beide Seiten. Dies zeigte er beispielhaft an der Wahrnehmung karitativer Aufgaben durch die Kirchen und der Einrichtung des schulischen Religionsunterrichts auf.
In seinen Schlussworten ging Evangelist Matthias Schäfer, Vorsteher des Kirchenbezirks Wiesbaden, noch einmal dankend und lobend auf die Wortbeiträge und die vom Instrumentalensemble der Gemeinde, Schwester Eva Busch (Violine) und Bruder Ronald Jeremias (Orgel und Flügel) vorgetragenen Kompositionen ein. Alles habe bei ihm einen sehr harmonischen Eindruck hinterlassen.
Viele persönliche Lebensereignisse von ihm und seiner Familie seien eng mit der Gemeinde Wiesbaden verbunden - einer Gemeinde, die auf eine lange Geschichte und Tradition zurückblicken könne und von der viele gute Impulse ausgegangen seien, einer Gemeinde, in der die Musik lebe und die damit Gott lobe und preise.
Bei manchen Jubiläen wünsche man der Jubilarin nochmal genauso viele gute Jahre. Doch statt weitere gute 125 Jahre zu wünschen, richtete der Bezirksvorsteher den Blick auf die Erfüllung dessen, was Lukas in der Apostelgeschichte beschreibe: „Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen” (Apostelgeschichte 1,11).
Nach Gebet und drei gemeinsam gesungenen Strophen aus dem Choral „Großer Gott, wir loben dich“ folgte der Empfang im Hof der Kirche mit vielen anregenden Begegnungen und Gesprächen.
[2] Link zum Festvortrag "ohne Frauen baut man keine Gemeinde"
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